Samstag, 29. März 2014

Ragnarok

"Ragnarok", ein auf 100 Tapes limitiertes Projekt, welches über die kleine Firma I Had An Accident Records in Umlauf gebracht wurde, pendelt, die Ohren verwöhnend, stimmungs- und gefühlsmäßig zwischen kollektiver Schwermut und individueller Perplexität, also verdüsterten Perspektiven auf die existenziellen Fragen. Der Begriff Ragnarok soll in der nordischen Mythologie für den massiven Umbruch der sozialen Systeme stehen, die mit dem Andauern von drei langen Wintern schließlich ihr Ende finden, weil sich die Moraldefinitionen der Menschen negativ verschieben. Diesem apokalyptischen Albtraumbild verpasst der in Philadelphia lebende Ill Clinton einen Sound, der manchmal kraftlos wirkt, weil der Produzent beispielsweise häufig mit hohlen Drums operiert, der aber durch seine Fragilität auch gleichzeitig das Motiv der bevorstehenden Komplettzerstörung genial nutzt, um beim Zuhörer ein entsprechendes Kopfkino in Gang zu setzen, welches die verschiedenen Soundflächen mühelos bebildern kann. Das Instrumentalalbum bietet auf 14 kurzen Tracks, die aufgrund ihrer gleichen musikalischen Lokalisierung so etwas wie einen roten Faden erkennen lassen, eine fast gespenstische Ausstrahlung, deren beste Momente auch Soundspuren eines Spielfilmes füllen könnten. Allerdings wünscht man sich, dass Ill Clinton verzogener wirkt, um ein wenig aus den Mustern ausbrechen zu können und etwas kompliziertere Strukturen nicht zu kurz kommen zu lassen, damit mehr Abwechslung hereinkommt.

Ill Clinton - Ragnarok
2013
Label: I Had An Accident

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