Während Dessa auf ihrem ersten Album noch zwischen Gesang und Rap
changierte, vertraut sie auf ihrem neuesten Streich auf ihre
Singfähigkeiten, auch wenn sie zweitgenannten Stil nicht vollständig
verneint. Darben muss aber niemand, wenn die Platte erst einmal
gestartet ist, denn Dessa versteht es hervorragend, ihr Organ in die von
vielen unterschiedlichen Produzenten geschaffenen Soundflächen
einzubetten. Ihre Lieder entfalten Gefühle, Gedanken und Geschichten
über ganz universelle Themenkomplexe und lassen konventionelles Hip Hop
Feeling meist vermissen. Der Widerstand gegen die Stromschwimmerei wird
jedoch nur diejenigen entgeistern, die Dessa unfair kategorisiert und
ihren Horizont falsch eingeschätzt haben. Auch die seit Jahrzehnten
aktive und einflussreiche Kritikerfigur Robert Christgau erkannte nach
Erscheinen ihres Debüts "A Badly Broken Code" das Potenzial der Dame aus
Minneapolis und kam zu dem richtigen Schluss, dass sie keine
alltägliche Gestalt im Geschäft ist, in welchem man mit coolen
Punchlines mehr Respekt einfährt, als mit Zeilen, die aus den tiefsten
Schluchten der Gedankenwelt mühsam nach oben gebracht wurden. Ihr
Songwriting, welches sich meist auf Beziehungsgeschichten bezieht,
erschafft deshalb auch die berührendsten Storytelling-Songs, die man im
Hip Hop Genre je gehört hat. Selbst bei gefährlicher Nähe zu Kitsch und
verklärten romantischen Fantasien sind diese nämlich noch ein Genuss und
bringen genug Argumente mit, dass man sich ihnen mehr als nur einmal
zuwendet. Folgerichtig erweist sich "Parts Of Speech" als
verführerischer Zeittöter, der den Druck auf die Repeattaste regelrecht
provoziert, wobei dafür neben den Texten natürlich noch die Bauelemente
des musikalischen Rahmens sorgen, der einer Verzauberung mittels
hypnotisch wirkender Beats Vorschub leistet.
Dessa - Parts of Speech
2013
Label: Doomtree
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