Samstag, 15. Juni 2013

C.A.R.

Nach seinem Debüt-Solo auf Anticon, dem oft sehr Lo-Fi-artigen und etwas leer wirkenden "Family & Friends", legte der sympathische Chicagoer Nonkonformist gleich wieder nach und setzte mit Jel und Odd Nosdam auf ein zuverlässiges und sehr übersichtliches Team. Deren chaotische Zusammensetzungen verschiedenster Klangmaterialien klingen dann glücklicherweise auch nicht mehr wie die gestutzten Anstrengungen auf dem Vorgänger, stattdessen wabert und schwabbelt es auf "C.A.R.", dass man manches Mal meint, die Produktionen seien in der Lage, Serengeti zu verschlingen. Dennoch kommen mir die Beats trotz ihrer experimentellen Note sehr minimalistisch vor und divergieren auch nur in wenige verschiedene Richtungen, sodass der Langspieler eine ungemein angenehme und unkonventionell geartete Einheitlichkeit aufzubieten hat. Können Stimmeffekte, ungewöhnliche Vocal Samples und außerordentlich konfuse bis humorige Lyrics einen weiteren Beitrag zum eigenbrötlerischen Ambiente leisten, erreicht Serengetis Performance stets die Grenze zum Trashigen. Doch seine Raptechnik, die so plump wie erfrischend ist, sein trockener und unbekümmerter Flow machen seine Geschichten, die in wirklich megasimple Reimstrukturen übersetzt werden, erst richtig königlich. "C.A.R." ist obendrein ein Hörerlebnis, welches erst nach mehrmaligen Konsumierversuchen zünden dürfte, weil es uns ständig mit Unberechenbarkeiten konfrontiert. Bringt man es jedoch fertig, sich auf das Album einzulassen, kommt man aus dem Sog nicht mehr so leicht heraus und erkennt bei sich vielleicht so etwas wie ein Suchtpotenzial für ulkige "Have sex with a horse, reconsider divorce"-Feststellungen.

Serengeti - C.A.R.
2012
Label: Anticon

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