Samstag, 15. Juni 2013

Skelethon

Die Rahmenbedingungen vor dem Release von "Skelethon" kamen mir nicht gerade verheißungsvoll vor, sollte das Album doch über die Firma Rhymesayers rauskommen, ein Label, bei welchem der Großteil der Künstler regelrecht darauf versessen ist, Realness-Schrott aus der Konserve als progressive Musik auszugeben. Wie das im Leben mit vorschnellen Befürchtungen so ist, flachen diese bei kleinsten Hoffnungsschimmern auch schon wieder ab. Die erste Single "Zero Dark Thirty" hatte nämlich mit einer bloß vorgetäuschten Progressivität nicht viel zu tun, Aesop wirkte auf dem hektischen Beat regelrecht so, als ob er das Genre am liebsten in ein neues Zeitalter transferieren würde, was selbst am Text in gewisser Hinsicht zu erkennen war, da der New Yorker in diesem Stück das Rapbusiness einer kritischen Überprüfung unterzog. Auch wenn sich die Erwartungen nach der Single mit dem präsentierten Inhalt auf dem Album nicht millimetergenau decken, leistet sich "Skelethon" keinen einzigen Wertungssenker in Trackform, und ist sowieso ein Werk, in das man sich eigentlich nur verlieben kann, obwohl es durchgängig mit intellektualisierten Textzeilen beladen ist. Das Geheimnis von Aesop Rock fand man sowieso seit jeher in der Verformung des Traditionellen, des Erweiterns des eigenen sowie des Hip Hop spezifischen Radius. Jedoch lag ihm schon immer das Bedürfnis fern, auf gesetzte Traditionen und Wegmarken des Genres vollständig zu verzichten. Deshalb ist Mister Bavitz ein Mann des Vergangenen, des Jetzt und des noch Folgenden. Seine Beliebtheit bei Szenekennern wird nicht abebben, bis Aesop sich dazu entschließt, standardisierte Genrestrukturen nicht mehr ernst zu nehmen. Käme es einmal dazu, wäre es schade, denn wie der Mann auf diesem Album komplexes Gedankengut aneinanderhängt, mit welcher Lust und mit welchem Trieb er auf minimalistischen, Skelett-artigen Drumsets die Übermacht seiner Raprhythmik repräsentiert, ist für meine Begriffe einmalig.

Aesop Rock - Skelethon
2012
Label: Rhymesayers

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